Das Erzbischöfliche Archiv Freiburg beginnt mit der Onlinestellung seiner vormodernen Urkundenbestände

EAF UH 314: Ablass des Kardinallegaten Raimund Peraudi für die Kirche St. Michael in Löffingen, 1503 März 1.

Als Archiv der Erzdiözese Freiburg, ist es die Aufgabe des Erzbischöflichen Archivs (EAF) das Handeln der Verwaltungsbehörden und Einrichtungen der Erzdiözese zu dokumentieren, erschließen und zugänglich zu machen. Daneben verwahrt das EAF auch wichtige Altbestände, aus der Zeit vor der Gründung der Erzdiözese im Jahr 1827. Diese stammen vor allem aus den Archiven der verschiedenen Vorgängerbistümer des Erzbistums, vorrangig Konstanz und Speyer. Mit seinen historischen Beständen darf das EAF zu den wichtigsten Archiven des deutschen Südwestens gerechnet werden.^[1]

Teil der vormodernen Bestände, die heute im EAF verwahrt werden, sind auch ungefähr 5500 Urkunden. Der größte Teil liegt in drei großen Beständen: Freiburger Münsterarchiv, gut 1800 Stück, Urkundensammlung Zell, ungefähr 1400 Stück, und der Urkundensammlung Haid mit knapp 850 Nummern. Hinzu kommt eine Vielzahl kleinere Bestände, etwa aus Pfarreien, Landkapiteln sowie Klöstern und Stiften.

EAF UH 262: Pfandbrief des Ritters B., genannt Bogenarius, für das Kloster Lichtental über seinen Hof zu Plittersdorf um 23 Silbermark, 1255.

2021 ist es dem EAF gelungen, Mittel zur Digitalisierung der drei großen Bestände im Rahmen des Projektes „Wissenswandel. Digitalprogramm für Bibliotheken und Archive innerhalb von Neustart Kultur“ einzuwerben. Das Programm wurde von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Sommer 2020 aufgelegt, und vom Deutschen Bibliotheksverband umgesetzt. Ziel war es die Folgen der Coronapandemie für Bibliotheken und Archive abzufedern und den Ausbau digitaler Infrastruktur und Angebote zu ermöglichen. Von Anfang an war vorgesehen, die Urkunden durch den Verein ICARUS digitalisieren zu lassen und anschließend auf der Plattform monasterium.net zu veröffentlichen. So wurden Ende des Jahres 2021 und Anfang des Jahres 2022 über 3600 Urkunden durch einen Mitarbeiter von ICARUS in den Räumlichkeiten des EAF digitalisiert. In der Folge mussten und müssen umfangreiche Überarbeitungen der Regesten und der Metadaten vorgenommen werden, die den Beginn der Onlinestellung bisher verzögert haben. Zudem begann das EAF mit der eignen Digitalisierung kleinerer Urkundenbestände, vor allem der Landkapitel, da diese in größerer Zahl im EAF vorhanden sind, jedoch bisher weitestgehend unbekannt sind.

Die ersten Ergebnisse des Projektes können nun seit wenigen Wochen auf der Plattform monasterium.net eingesehen werden. Den Auftakt macht die Urkundensammlung Haid, die sich im Kern aus dem Nachlass des Geistlichen und Historikers Wendelin Haid zusammensetzt. Nach seinem Tod wurde der Bestand sukzessive ergänzt und enthält heute knapp 850 Nummern. Räumlich liegt der Fokus im Bereich des alten Bistums Straßburg, der Bodenseeregion, vor allem Überlingen und dem Linzgau, sowie der Baar. Viele Stücke stammen aus religiösen Einrichtungen, etwa dem Zisterzienserinnenkloster Günterstal, den Franziskanerklöstern in Überlingen und Villingen, der Johanniterkommende Zum grünen Wörth in Straßburg oder den Spitälern in Offenburg und Pfullendorf. Erwähnenswert sind zudem mehrere Papsturkunden für den Johanniterorden aus dem 13. Jahrhundert und ein Konvolut gefälschter Urkunden des 11. und 12. Jahrhunderts, darunter eine Papst- und eine Königsurkunde, für die Abtei Weingarten.

EAF Dek Waldshut 12: Stiftungs- und Gedenkverzeichnis des Landkapitels Waldshut, S. 4-5, u.a. mit einer Stiftung des Ritters Bilgeri von Heudorf und seiner Frau Ursula von Rosenberg (Nr. 21), 15./16. Jahrhundert.

Ebenfalls bereits online sind die Urkunden aus dem Dekanatsarchiv Waldshut. Der Bestand umfasst zwar nur zwölf Nummern, enthält aber mit einem Stiftungs- und Gedenkverzeichnis des Landkapitels aus dem 15. und 16. Jahrhundert eine spannende Quelle, die viele Namen von Geistlichen in der Region bietet, sowie einen Einblick in das Stiftungs- und Memorialwesen des Landkapitels erlaubt. Weitere Bestände befinden sich bereits kurz vor der Onlinestellung und das Angebot auf monasterium.net soll sukzessive ausgebaut werden.

^[1] Bernd Ottnad, Die Archive des Bistums Konstanz, in: Freiburger Diözesanarchiv 94 (1974), S. 270-516, hier S. 365.